Der Fricktaler Immobilienmarkt ist Robust - Neue Fricktaler Zeitung - Interview mit Carlo Rinaudo

Einfamilienhäuser bleiben besonders gefragt

Die Corona-Krise scheint dem Immobilienmarkt im Fricktal nichts anhaben zu können.
Das Thema Wohnraum gewinnt sogar an Bedeutung.

RHEINFELDEN/FRICKTAL.

Viele Branchen werden von den Auswirkungen der Corona-Pandemie hart getroffen.
Der Immobilien-Handel gehört im Fricktal nicht dazu. Dieser Ansicht ist Carlo Rinaudo.
Er hat 2013 zusammen mit seiner Frau die Firma «Rinaudo & Kiss Immobilien» gegründet, mittlerweile arbeiten sechs Leute dort. Neben dem Hauptstandort in Rheinfelden verfügt die Firma über Büros in Frick und Küttigen.

«Freistehende Einfamilienhäuser sind extrem gefragt» «Das Immobilien-Geschäft läuft immer noch gut.

Freistehende Einfamilienhäuser sind im Fricktal extrem gefragt – vor allem in den Gemeinden entlang der Autobahn, von Kaiseraugst bis an den Bözberg», erklärt der Immobilienexperte.
Seine Firma führt eine aktuelle Liste mit über 300 Interessierten, die gerne ein Haus im Fricktal kaufen würden.
«Es ist der Traum vieler junger Familien, ein eigenes Haus zu besitzen.

Objekte bis maximal 1,2 Millionen Franken gehen besonders gut.
Günstigere Häuser sind noch schneller weg. Bei den teureren Objekten ist es schwieriger, weil die Zielgruppe kleiner ist», erklärt Rinaudo.

Auch die Eigentumswohnungen seien gefragt. «Der Immobilienverkauf ist aber etwas harziger geworden, da im
Fricktal sehr viel gebaut wurde und teilweise ein Überangebot besteht.»

«Statistisch gesehen gibt es alle 17 Jahre eine Immobilienkrise»

Während des Lockdowns im Frühjahr sei die Nachfrage nach eigenem Wohnraum nicht zurückgegangen.

«Die Leute hatten Zeit, sich über die Objekte zu informieren. Wir konnten Liegenschaft-Besichtigungen durchführen – einfach mit weniger Leuten.
Der Betrieb lief normal weiter. Auch bei den Verkaufsabschlüssen merken wir keinen Rückgang – wir sind
auf Vorjahresniveau», freut er sich.

Schöner Wohnraum wird wichtiger Gerade jetzt, wo die Leute mehr zu Hause sind und teilweise im Homeoffice arbeiten müssen, gewinne das Thema Wohnen weiter an Bedeutung.
«Kürzlich hat sich ein Mann gemeldet, der mit seiner Frau und den beiden Kindern in einer Wohnung
lebt. Er musste sich im Schlafzimmer ein Büro einrichten, da er jetzt jede zweite Woche zu Hause
arbeitet. Die Platzverhältnisse sind beschränkt. Deshalb sucht die Familie nun ein eigenes Haus», erzählt
Rinaudo.
Er glaubt nicht, dass wegen Corona und dem dadurch ausgelösten konjunkturellen Einbruch die Preise
von Immobilien im Fricktal sinken werden.
«Gute Immobilien-Objekte an guter Lage lassen sich immer verkaufen.

In den vergangenen zehn Jahren sind die Preise um rund 25 bis 30 Prozent gestiegen.
Vielleicht gibt es da eine Verlangsamung. Einen Rückgang erwarte ich nicht.»
Das Fricktal profitiere davon, dass viele Leute in der Pharmabranche arbeiten und diese wirtschaftlich weniger stark von der Corona-Pandemie betroffen sei.

«Statistisch gesehen gibt es alle 17 Jahre eine Immobilienkrise.
Die letzte hatten wir in den 1990er-Jahren; die nächste wäre also überfällig.
Doch ich rechne in den kommenden Jahren nicht mit einem Einbruch.»
Die tiefen Zinsen förderten Investitionen in Realwerte.

Carlo Rinaudo blickt deshalb für den Immobilienmarkt weiterhin optimistisch in die Zukunft.

Neue Fricktaler Zeitung / 03.11.2020 / Valentin Zumsteg