Wissenswertes/5 - Nachhaltiges Bauen

MINERGIE Standards

Minergie ist der wichtigste Energiestandard in der Schweiz für Niedrigenergiehäuser. Der
Nachfolger Minergie-P ist ähnlich dem Passivhaus-Standard in Deutschland. Die Anforderungen
sind für zwölf Gebäudekategorien (MFH, EFH, Verwaltung, Schulen, Verkauf, Restaurants,
Versammlungslokale, Spitäler, Industrie, Lager, Sportbauten, Hallenbäder) verschieden
definiert. Ebenso verschieden sind die Anforderungen bei der Sanierung von Altbauten und
für Neubauten. Zurzeit werden etwa 13 % der Neubauten und 2 % der Sanierungen in der
Schweiz nach Minergie zertifiziert. Es handelt sich meist um Wohnbauten, bei den anderen
Kategorien existiert teils noch kein einziges gebautes Gebäude. Ziel des nationalen Energieprogrammes
Energie Schweiz

Marke Minergie

Minergie ist eine weltweit geschützte Marke für nachhaltiges Bauen. Sie gehört den Kantonen
Bern und Zürich, welche sie dem Verein kostenlos zur zeitlich unbegrenzten Nutzung zur Verfügung
stellen. Der Verein betreibt die Zertifizierung und das Marketing dieses Labels.

Geschichte

Die Idee wurde von Heinz Uebersax und Ruedi Kriesi 1994 kreiert und im selben Jahr konnten
die ersten zwei Minergie-Häuser in Kölliken AG realisiert werden. Basis dazu bildeten die Bau- und
Betriebserfahrungen mit der 1988–90 vom Energieingenieur R
Die Marke war danach im Privatbesitz von Heinz Uebersax, bis sie 1997 von den Kantonen Zürich
und Bern übernommen wurde. Während diesen Jahren verdichteten sich Kriesis Vision und technische Konzepte
und Uebersax's Marketingkonzept und Geschäftsmodell zum heutigen Betriebskonzept
von Minergie, mit Kriesi als Leiter der Zürcher Energiefachstelle als erstem Implementator bis
zur Gründung des schweizerischen Vereins 1998. Seither agiert Franz Beyeler als inspirierter
und engagierter erster Geschäftsführer. Der Kanton Bern, vertreten durch Ruedi Meier, spielte
als Organisator der Bau- und Minergie-Messe eine Pionierrolle. Der Verein steht aber auch
natürlichen und juristischen Personen offen. Das erste Produkt war Minergie als Niedrigenergiestandard.
Ende 2001 wurde Minergie-P eingeführt. Die Marke und ihre Standards sind von dynamischer Natur und
weitere Produkte und Standards wurden entwickelt und können erwartet werden. Diese Anstrengungen
werden weitergeführt. Mitte 2007 gibt es über 6'700 zertifizierte
Minergie- und knapp 130 Minergie-P-Objekte.

Würdigung des Labels

Mit dem Label wurden für den Laien klare Standards im Bereich des Gebäudeheizenergieverbrauchs
geschaffen. Nebst dem ökologischen Effekt führt die vorgeschriebene Dämmung zu
höheren Oberflächentemperaturen und zusammen mit der verbesserten Dichtheit und der
Komfortlüftung zu angenehmerem Komfortempfinden und besserem Schutz gegen Aussenlärm
und Feuchteschäden. Der zuverlässige Schutz gegen Schimmelpilz beinhaltet einen
wichtigen Gesundheitsaspekt.
Die Energieeinsparungen sind beträchtlich, benötigt ein Minergiehaus doch nur etwa ein Drittel
eines durchschnittlichen Gebäudes. Der Standard war von Anfang an als rollendes, sich pragmatisch
am Stand der Technik orientierendes Instrument mit Breitenwirkung konzipiert. Schon
1997 wurde von Kriesi und Uebersax ein Absenkpfad definiert, auf dem 2001 Minergie-P entsprechend
dem Stand der Technik positioniert wurde. 2005 folgte dann die Adaption des Standards
des Vereins eco-bau auf die Bedürfnisse von Minergie zum Standard Minergie-Eco,
womit dem im Grundstandard formulierten Anliegen nach Thematisierung ökologischer Aspekte
Rechnung getragen wurde.

Standard MINERGIE

Der MINERGIE®-Standard als freiwilliger Baustandard, der den rationellen Energieeinsatz
und die breite Nutzung erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität,
Sicherung der Konkurrenzfähigkeit und Senkung der Umweltbelastung ermöglicht.
Die folgenden Anforderungen müssen eingehalten werden:

  • Primäranforderung an die Gebäudehülle
  • Lufterneuerung mittels einer Komfortlüftung
  • MINERGIE®-Grenzwert (gewichtete Energiekennzahl)
  • Nachweis über den thermischen Komfort im Sommer
  • Zusatzanforderungen, je nach Gebäudekategorie betreffend Beleuchtung, gewerbliche
  • Kälte- und Wärmeerzeugung
  • Begrenzung der Mehrkosten gegenüber konventionellen Vergleichsobjekten auf maximal 10 %

Bei MINERGIE® wird das Ziel als Grenzwert im Energieverbrauch definiert. Die Wege dazu
sind vielfältig. Wichtig ist, dass das ganze Gebäude als integrales System betrachtet wird: die
Gebäudehülle mit der Haustechnik. In MINERGIE®-Gebäuden mit minimalem Heizenergieverbrauch
spielt der Energieträger für die Heizung eine untergeordnete Rolle. Der Warmwasserverbrauch
dagegen wird in der Energiebilanz verhältnismässig wichtig. Lösungen mit erneuerbaren
Energien (z.B. Sonnenkollektoren) bieten sich hier an.

Standard MINERGIE-P

Der Standard MINERGIE-P® bezeichnet und qualifiziert Bauten, die einen noch tieferen Energieverbrauch
als MINERGIE® anstreben. MINERGIE-P® bedingt ein eigenständiges, am
niedrigen Energieverbrauch orientiertes Gebäudekonzept.
Als ungenügend erweist sich insbesondere, das Projekt eines MINERGIE®-Hauses lediglich
mit einer zusätzlichen Wärmedämmschicht einzupacken. Ein Haus, das den sehr strengen
Anforderungen von MINERGIE-P® genügen soll, ist als Gesamtsystem und in allen seinen
Teilen konsequent auf dieses Ziel hin geplant, gebaut und im Betrieb optimiert. Der Standard
MINERGIE-P® stellt hohe Anforderungen an das Komfortangebot und an die Wirtschaftlichkeit.
Zum erforderlichen Komfort gehört namentlich auch eine gute und einfache Bedienbarkeit
des Gebäudes, bzw. der technischen Einrichtungen.

Die folgenden Anforderungen müssen eingehalten werden:

  • Primäranforderung an die Gebäudehülle
  • spezifischer Wärmeleistungsbedarf
  • Lufterneuerung mittels einer Komfortlüftung
  • MINERGIE-P®-Grenzwert (gewichtete Energiekennzahl)
  • Nachweis über den thermischen Komfort im Sommer
  • Zusatzanforderungen, je nach Gebäudekategorie betreffend Beleuchtung, gewerbliche
  • Kälte- und Wärmeerzeugung
  • Luftdichtigkeit der Gebäudehülle
  • Haushaltgeräte

Begrenzung Mehrkosten gegenüber konventionellen Vergleichsobjekten auf max. 15 %

Standard MINERGIE-ECO

MINERGIE-ECO® ist eine Ergänzung zum MINERGIE®- bzw. MINERGIE-P®-Standard. Voraussetzung
für eine Zertifizierung nach MINERGIE-ECO® ist eine konsequente Bauweise
nach MINERGIE® respektive nach MINERGIE-P®. Während Merkmale wie Komfort und Energieeffizienz
MINERGIE®-Gebäuden eigen sind, erfüllen zertifizierte Bauten nach
MINERGIEECO ® auch Anforderungen einer gesunden und ökologischen Bauweise.
Das breite Wissen, die bewährten Planungswerkzeuge und nicht zuletzt die Erfahrungen von
eco-bau bilden die Grundlage für das Planen und Bauen nach MINERGIE-ECO®. Neben den
kantonalen Zertifizierungsstellen für MINERGIE® beurteilt die zentrale Zertifizierungsstelle MINERGIE-
ECO® die gesundheitlichen und ökologischen Qualitäten eines Projektes.
Das Nachweisverfahren MINERGIE-ECO® ist für Verwaltungsbauten, Schulen und Mehrfamilienhäuser
anwendbar. Neu ist mit einem vereinfachten Verfahren der Nachweis auch für Einfamilienhäuser
bzw. kleine Wohnhäuser bis 500 m2 Energiebezugsfläche anwendbar. Für Sanierungen
ist ein entsprechendes Angebot geplant.